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Aktuelles






                    Hilfe kommt direkt in der Ukraine an
       Seit dem 24. Februar ist Krieg in der Ukraine. Seit   terwäsche, später auch Schokolade.
       dem 24. Februar ist Heike Großmann aus Regenst-  Aus Krankenhäusern oder Pflege-
       auf nicht nur, wie viele andere, ein betroffener Beo-  einrichtungen kommen die Anfra-
       bachter, sondern „voll involviert“. Heike Großmann   gen ganz detailliert. Dort fotografie-
       ist Prokuristin der Bavaria  Transport und Logistik   rt man medizinische Hilfsmittel, die
       GmbH, Eigentümer ist ihr Bruder Wolfgang Übler.   knapp werden. Das Foto wird in die
       Die Bavaria GmbH mit Sitz in Nürnberg betreibt   WhatsApp-Gruppe gestellt und Hei-
       eine Zweigstelle in Lviv/Lemberg. Transporte in die   ke Großmann versucht hier vor Ort
       Ukraine sind das Spezialgebiet des Unternehmens.   zu organisieren, was in der Ukraine
       Wolfgang Üblers Frau stammt aus der Ukraine. Viele   gebraucht wird.
       Angestellte in den Büros, viele Fahrer sind Ukrainer.   Hilfsgüter fließen stetig
       Schnell stellte sich das Unternehmen die Frage: „Wie   Regenstaufer Helfer, die in der Grup-
       können wir helfen?“ Spontan lautete die Entschei-  pe mitlasen, brachten bei Heike
       dung in den Anfangstagen des Krieges: „In der er-  Großmann zu Hause das vorbei,
       sten Welle halten wir uns zurück. Wir starten, wenn   was angefragt wurde. Die Hilfsgü-
       die erste Euphorie vorbei ist. Die Hilfe wird länger   ter sammelten sich unsortiert in   Die Hilfsgüter kommen in einer Pflegeeinrichtung an.
       gebraucht.“                         der Garage. Da alle Hilfsgüter für den Zoll deklariert   ihre Spenden die Adressaten erreichen. Dank zahl-
             „Regenstauf hilft“ jetzt vor Ort  werden müssen, mussten die gespendeten Sachen   reicher Spender und Helfer sei es gelungen, das
       Bereits Anfang März starteten mit der Initiative „Re-  sortiert und neu gepackt werden: Schachteln mit   Leid vor Ort ein wenig zu lindern und Hoffnung zu
       genstauf hilft der Ukraine“ fünf Sattelzüge mit Hilfs-  medizinischer Ausrüstung, Kisten mit Hygienearti-  schenken. Großmann: „Das motiviert uns, uns weiter
       gütern aus Regenstauf in Richtung Ukraine. Der Re-  keln, Kindernahrung, Lebensmittel. Die sortierten   zu engagieren.“ Andere Fotos aus der WhatsApp-
       genstaufer Johannes Eger und dessen ukrainische   Hilfsgüter bringt Heike Großmann in die Firmen-  Gruppe zeigen die Schrecken des Krieges. Für Hei-
       Frau Kseniia initiierten die Hilfsaktion damals spon-  zentrale nach Nürnberg. Von dort aus machten sich   ke Großmann bleiben die Opfer nicht anonym. Sie
       tan und lösten eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.   bereits fünf mit Hilfsgütern vollbeladene 40-Ton-  wird täglich mit den Erlebnissen von Familie, Freun-
       Heute kümmern sich die Helfer um Johannes Eger   ner- Sattelzüge auf in die Ukraine.  den oder Mitarbeitern konfrontiert.
       vor allem um die Geflohenen aus der Ukraine, die in   Inzwischen läuft der Lkw-Transport im Kundenauf-  Breites Netzwerk aus Helfern
       Regenstauf angekommen sind.         trag für die Bavaria Transport und Logistik GmbH   In  Regenstauf  und  Umgebung  fand  Heike  Groß-
       Heike  Großmann  organisiert den  Transport von   fast wieder wie vor Kriegsbeginn. Doch unter fast al-  mann zahlreiche Unterstützer bei Freunden, Nach-
       Hilfsgütern direkt in die Ukraine. Die Bavaria Trans-  len Sattelzügen mit Kundenwaren sind sogenannte   barn oder Firmen. Dr. Svenja Meindl, Konrektorin an
       port und Logistik GmbH fährt mit Sattelzügen mit   Palettenkisten angebracht. Darin gelangen stetig   der Max-Ulrich-von-Drechsel-Realschule, engagiert
       ukrainischen Kennzeichen, gesteuert von ukrai-  Hilfsgüter in die Ukraine.  sich wie Heike Großmann in der evangelischen Kir-
       nischen Fahrern. Diese fahren nicht nur bis zur uk-  Respekt vor Patriotismus  chengemeinde in Regenstauf. Sie sammelt über das
       rainischen Grenze, sondern bringen die Hilfsgüter   Während bei uns in Deutschland vor allem die   Schulnetzwerk Hilfsgüter für die Ukraine. Mitglieder
       direkt in die ukrainischen Städte Mykolajiw nahe   Kriegsbilder ankommen, berichtet Heike Groß-  der  evangelischen  Kirchengemeinde spendeten,
       der Schwarzmeerküste oder nach Winniyza in der   mann aus der  Westukraine von anderen, hoff-  nachdem Heike Großmann dort ihr Hilfsprojekt
       Zentralukraine. Eine ehemalige Mitarbeiterin wohnt   nungsvolleren Bildern: „Unsere Ge-
       in Dnipro (im Südosten des Landes) und organisiert   schäftspartner in der Ukraine fahren
       dort die Verteilung der gespendeten Waren unter   die  Produktion wieder  nach  oben.
       anderem an ein Waisenhaus und an Bedürftige.
                                           Überall versucht man Normalität zu
                                           leben.“  Dabei werde  unter  Bedin-
                                           gungen gearbeitet, die man sich nur
                                           schwer vorstellen könne: „Es wird ge-
                                           arbeitet, heult die Sirene, unterbricht
                                           man und geht in die Schutzräume.
                                           Nach der Entwarnung wird weiter-
                                           gearbeitet.“  Was Heike Großmann
                                           beeindruckt ist der Patriotismus der
                                           Ukrainer und der unbedingte Wille,
                                           das, was zerstört wurde, wieder auf-
                                           zubauen.
                                           „Wir leben da wirklich mit“, sagt Hei-
                                           ke Großmann für das Unternehmen  Beim Beladen der großen Hilfstransporter
                                           der Bavaria GmbH. In den Unterkünf-
                                           ten für die ukrainischen Fahrer leben
                                           momentan oft auch deren Familien.
                                           In den Büroräumen rückte man zu-
                                           sammen, damit an den PCs Platz für
                                           ukrainischen Kinder ist. Die nehmen
                                           von dort aus am Fernunterricht in
                                           der Heimat teil.
       Besonders medizinische Ausrüstung, wie Heike Groß-  Die  WhatsApp-Gruppe ist voller
       mann sie sammelt, wird in der Ukraine gebraucht.  Fotos.  Mal  dokumentieren  sie  das
                                           Beladen der Hilfstransporte, mal das
           „Wunschliste“ kommt per WhatsApp  Ausladen in der Ukraine. Fotos aus
       Familienmitglieder, Mitarbeiter und Freunde, alle   Kinderheimen oder bei bedürftigen
       hat Heike Großmann in einer  WhatsApp-Gruppe   Familien machen deutlich, dass die
       zusammengeschlossen. Der Austausch hilft ihr, be-  Hilfe genau dort ankommt, wo sie
       darfsgerecht zu helfen. Aus der Frage, was braucht   gebraucht wird. Heike Großmann
       ihr genau und wie können wir helfen, wurde mitt-  freut  sich,  wenn  ihre  Unterstützer
       lerweile  ein  sehr  langer  Chatverlauf.  Ukrainische   in Regenstauf oder aus der Region  Unter dem Sattelzug deutlich zu erkennen: So reisen die Hilfsgüter
       Soldaten wünschten sich zunächst Socken und Un-  auf  Fotos  genau  erkennen,  dass  ständig in Palettenkisten mit.

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