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Aktuelles





                              Es hieß wieder „Vorhang auf im Theatersaal am Eichelmühlweg …
                                            Die Kürner Theatergruppe spielte bei der Frühjahrssaison
                                                 im April ein aktuelles Stück von Andreas Keßner.
                             Alle Vorstellungen lle Vorstellungen
                             A              gen den Bürgermeister
                             waren ausverkauft   (Markus  Ernst),  der  mit
                             und es besuchte   Merkel-Raute  betont,
                            uns wie immer   das sei zu schaffen.
                            uns wie immer
                         unser Stammpublikum    Flüchtling ist Flücht-
                         unser Stammpublikum
             aber auch neue Gesichter konnten wir im
             aber auch neue Gesichter konnten wir im   ling  Erst als die Familie
             Theatersaal am Eichelmühlweg begrüßen.
             Theatersaal am Eichelmühlweg begrüßen.   Semmelhuber  aus
              Unter der Regie von Sandra Karl stan-
              Unter der Regie von Sandra Karl stan-  Berlin  (Michael Weber
              den Stefan Sattler, Monika Meindl, Peter
              den Stefan Sattler, Monika Meindl, Peter   und Silvia Siebert) vor
           Scheubeck, Monika Wolf, Michael Weber und
           Scheubeck, Monika Wolf, Michael Weber und   der Haustüre steht und
           mit Silvia Siebert und Markus Ernst auch zwei
           mit Silvia Siebert und Markus Ernst auch zwei   nach einer Unterkunft
       Neulinge auf der Kürner Theaterbühne.   sucht, weil ihr geplantes
       Herr Straßer hat für die MZ dankenswerter Weise   Wohnhaus  in Wald-
       einen Bericht verfasst, welcher aus Sicht der Theater-  mannsried noch nicht
       gruppe Kürn perfekt passt:           fertig  ist,  wendet  sich
                                            das  Blatt.  “Sind  doch
       Ja, es ist ein Kreuz mit den Flüchtlingen. Vertrieben   auch Flüchtlinge”, über-
       aus der Heimat, nichts am Leib, hungrig und verlo-  legt Arno laut. “Die sind
       ren. “Jammern hilft nicht, es muss geholfen werden”,   nicht gefl üchtet, die   Michael Weber, Silvia Siebert, Peter Scheubeck (stehend v.l.n.r.), Markus Ernst,
       meinen Esther Rheinfels (Monika Meindl) und Freun-  haben nur den Wohn-  Stefan Sattler, Monika Meindl, Monika Wolf (sitzend v.l.n.r.)
       din Karin Laubach (Monika Wolf) bei einer deftigen   raum gewechselt”, korrigiert Kumpel Heinz.   sind Markus Ernst und Silvia Siebert, die sich bestens
       Brotzeit zuhause in Waldmannsried. Doch die Hilfs-                       in das Ensemble einfügen.
       bereitschaft endet mit einem amtlichen Schreiben:    Wurscht - Flüchtling ist Flüchtling. Und bayerische
       Zwangszuweisung, jeder bekommt seinen Flücht-  Werte,  wie  die  richtige  Tracht,  eine  Maß Bier,  das   Als  Souffl euse  war  wie  immer Toni  Gottmeier  im
       ling. Quasi frei Haus.               Schuhplatteln und Jodeln und wie man eine Weiß-  Einsatz. Für die Maske sorgte Uli Cipcer zusammen
                                            wurst richtig zuzelt, kann man auch einem Berliner   mit Karin Schreiner und Gitta Royes. Einen reibungs-
        Willkommen in der Welt der Theatergruppe Kürn,   beibringen. Integration kann so schön sein.   losen Ablauf  des  Stückes  garantierte  hinter der
       die sich diesmal dem Thema Flucht und Integration                        Bühne Christine Horn, die nun mit ihrem 2. Einsatz
       widmet. Freilich von der heiteren Seite, auch wenn    Um sich der Flüchtlingsaufnahme zu entziehen, legt   ebenfalls alles im Griff hat. Stefan Mahlke war für die
       der Spiegel, den die Schauspieltruppe um Regisseu-  sich das ganze Dorf auf die Lauer, um Leute abzufan-  Bild- und Tontechnik zuständig.
       rin Sandra Karl dem Publikum und der Gesellschaft   gen und ihnen ein Zimmer anzubieten. Doch man
       vorhält, schon ein wenig zum Nachdenken anregt.   soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn der   Um das leibliche Wohl der Zuschauer sorgen sich
       “Ein aktuelles Thema”, stellt Hannes Denk in seiner   Blick fällt auf den Kalender: Es ist der 1. April. Alles nur   immer die Mitglieder, die gerade spielfrei haben. Die
       Anmoderation fest und empfi ehlt den Zuschauern,   ein Scherz?           „Catering-Chefs“ sind Harald Royes und Hans Cipcer.
       sich ein Bild zu machen und dabei Spaß zu haben.    Eine herrliche Persifl age auf ein  Thema, das an-  Am Ende der letzten Vorstellung ehrte Erster Vor-
        Die Geschichte könnte sich (fast) so in jeder Gemein-  sonsten ernst,  kontrovers und mitunter  mit  ganz   sitzender Werner Fischer Toni Gottmeier für ihr 60.
       de real abspielen. Weil sich die Bürger gegen den   anderen  Bandagen  ausgefochten  wird,  aber  in   Stück als Souffl euse. Sie erhielt als Dank für Ihren
       Bau einer Flüchtlingsunterkunft ausgesprochen ha-  dieser komödiantischen Zuspitzung aus der Feder   Einsatz einen Blumenstrauß.
       ben, sollen die Einwohner, je nach ihren räumlichen   von Andrea Keßner köstlich humorvoll umgesetzt   Mehr Infos über die  Theatergruppe Kürn und
       Möglichkeiten, ein oder mehrere Flüchtlinge bei sich   wird. Auch wenn der Plot überzeugt, getragen wird   das  Stück  „Jedem  sein  Flüchtling“  unter  www.
       aufnehmen. Das geht natürlich gar nicht, meinen   das Spiel von einem Ensemble, das auf der Bühne in   theatergruppe-kuern.de oder besucht uns auch auf
       Arno Rheinfels (Stefan Sattler) und Kumpel Heinz   Höchstform agiert. Bestens gelaunt legen sie eine   Facebook.
       Laubach (Peter Scheubeck) und machen mobil ge-  gelungene Performance auf die Bretter, die diesmal   Fotos: Heinrich Hecht
                                                   tatsächlich die Welt bedeuten. Der Wort-            Text: Ralf Straßer
                                                   witz ist lustig, die Dialoge stimmen, Aus-
                                                   druck und Mimik wirken alles andere als
                                                   aufgesetzt. “Wie die heute Abend spielen,
                                                   das ist schon klasse”, lobt eine Besucherin
                                                   aus Wenzenbach schon in der ersten Pau-
                                                   se. “Wir sind wieder bestens besetzt, sagte
                                                   die Regisseurin im Vorfeld. Sie hat Recht:
                                                    Schauspielriege brilliert  Allen voran
                                                   Stefan Sattler, der erneut auf höchstem
                                                   Niveau den Flüchtlingsskeptiker Arno
                                                   Rheinfels  mit  einer  enormen  Bühnen-
                                                   präsenz  (und viel  Text)  verkörpert  und
       Monika Meindl, Monika Wolf und Peter Scheubeck
                                                   Sprüche raushaut, die ins Klischee passen.
                                                   Ebenso authentisch reizt Monika Meindl
                                                   ihr großes Schauspielpotenzial aus,
                                                   überzeugt mit Mimik und den “Tönen
                                                   zwischen den Zeilen”. An ihrer Seite sind
                                                   Peter Scheubeck und Monika Wolf, zwei
                                                   gute Bekannte, die in vielen Auftritten
                                                   bewiesen haben, dass sie mit Esprit und
                                                   Schauspiel das Publikum locker auf
                                                   ihre Seite ziehen können. Auch Michael
                                                   Weber erweist sich souverän in der Rol-
                                                   le  als  Toni  Semmelhuber,  den  man  im
                                                   Migrantendeutsch  als “Semma-Hu-ba”   Toni Gottmeier erhielt einen Blumenstrauß für ihr
       Stefan Sattler und Peter Scheubeck          ausspricht. Neu auf der Bühne in Kürn   60. Stück als Souffl euse
                                                                                                 B16 aktuell  Juni  2019  - 5 -
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