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Aktuelles
Interessantes aus Regenstauf:
Rosa Maria Hoffmann hält Tradition um Lourdesgrotte aufrecht
Die heute 69-jährige Rosa Maria Hoffmann und Muttergottes mit etwas Spülmittel ab, damit deren
ihr Mann Meinhard zogen 2004 nach Regenstauf. weißes Kleid und der blaue Mantel wieder leuch-
Bereits 2005 wurden die Maiandachten auf dem ten.
Schlossberg für sie zu einer lieben Tradition. Sie Hoffen auf den Mai 2021
kommt ein wenig ins Schwärmen, wenn sie da- Für die Maiandachten 2019 war alles vorbereitet,
von spricht. An jedem Maimorgen, kurz vor 5 Uhr, als sie wenige Tage vor dem 1. Mai ins Kranken-
treffen sich Regenstauferinnen und Regenstaufer haus musste. Damals sprang Eugenia Herrmann
an der Kreuzung Bergstraße/Schneitweger Stra- für ein paar Tage ein. 2020 fielen die Maiandachten
ße an der Einmündung zum Bürgermeister-Stras- wegen den Corona-Schutzmaßnahmen aus. Doch
ser-Weg. Zwischen 20 und 25 hat sich ihre Zahl mo- Rosa Maria Hoffmann ließ nichts unversucht. Mit-
mentan eingependelt. Bei jedem Wetter wird beim te April schrieb sie an Ministerpräsident Markus
knapp 20-minütigen Fußweg zur Grotte der Rosen- Söder, ob die Maiandacht im Freien mit Hygiene-
kranz gebetet, bevor man gemeinsam an der Grot- konzept nicht doch stattfinden dürfe. In der letz-
te die Maiandacht feiert. Seit 2019 betet Rosa Ma- ten Maiwoche bekam sie die Antwort, dass Mai-
ria Hoffmann den Rosenkranz und die Gebete bei andachten mit zehn Personen stattfinden dürften.
der Maiandacht vor. Dabei hält sie sich strikt an die Hoffmann: „Aber wegen der paar Tage haben wir
Vorgaben, die sie von Gertraud Riedel übernahm. auch nicht mehr angefangen.“ Stattdessen gab es,
Gertraud Riedel kümmerte sich bis zu ihrem Tod initiiert vom Pfarrteam um Pfarrer Christian Blank,
2018 um Grotte und Maiandacht.
Eine besondere Stimmung
Es herrsche eine besondere Stim-
mung, sagt Hoffmann: Das ge-
meinsame Gebet im Morgengrau-
Rosa Maria Hoffmann kümmert sich mit viel Engage-
ment um die Lourdesgrotte auf dem Schlossberg. en, während es langsam hell wird
und nach und nach die Vögel zu
Ein besonderer Anziehungspunk auf dem Schloss- pfeifen anfangen. Allerdings macht
berg ist für viele Regenstaufer die Lourdesgrotte. Hoffmann auch klar: „Hauptsächlich
Eingebettet zwischen massiven Felswänden liegt geht man mit, weil man an die Mut-
sie in einem natürlichen Rückzugsort. Jetzt, während tergottes glaubt, nicht damit man
der Corona-Pandemie, kommen noch mehr Besu- die Vögel hört.“
cher als sonst für ein kurzes Gebet vorbei oder zün-
den eine Kerze an. Seit knapp drei Jahren kümmert Nach und nach bezog Gertraud Rie-
sich Rosa Maria Hoffmann um die Grotte. Fast täg- del Rosa Maria Hoffmann immer
lich ist die rüstige Rentnerin vor Ort, um nach dem mehr in die Organisation der Maian-
Rechten zu sehen. dachten ein. Zunächst trug Rosa Ma- Die Lourdesgrotte zieht in Corona-Zeiten besonders viele Gläubige an,
ria Hoffmann nur den Scheinwerfer die vor der Marienstatue eine Kerze anzünden.
Während des Gesprächs mit ihr, das Corona-bedingt mit, mit dem bei den Maiandachten
an einem frostigen Januarnachmittag im offenen die Grotte angestrahlt wird. Nach und nach half sie eine „Maiandacht to go“ mit Meditations- und Ge-
Bethäusl vor der Grotte stattfindet, überrascht das öfter beim Vorbeten des Rosenkranzes. Gertraud betsvorschlägen an verschiedenen Stationen auf
rege Kommen und Gehen. Die einen schauen kurz Riedel gab ihr immer mehr Mariengebete aus ih- dem Weg zur Lourdesgrotte. Bei Pfarrer Blank, ist
vorbei, andere stecken ein Grablicht im Kerzenhäusl rer umfangreichen Sammlung. Kurz vor ihrem Tod Rosa Maria Hoffmann dankbar, finde sie immer Un-
an. übergab Gertraud Riedel ihr Engagement um die terstützung in allen Belangen um die Lourdesgrot-
Erhebliche Brandgefahr Regenstaufer Lourdesgrotte, das ihr immer ein be- te. Auch Bürgermeister Josef Schindler sagte bei
Auch Rosa Maria Hoffmann führt der erste Weg zum sonderes Anliegen war, an Rosa Maria Hoffmann: einem Treffen an der Grotte spontan zu, dass der
Kerzenhäusl. Dort sollten, wegen der Brandgefahr, „Das machst jetzt du.“ Markt die Kosten für den Blumenschmuck an der
nur Grablichter angezündet werden. Doch auch an Kurz habe sie gezögert, sagt Hoffmann, da sie ja kei- Grotte übernimmt.
diesem Tag brennt dort wieder eine alte Wachsker- ne geborene Regenstauferin sei. Doch nach dem Der Kontakt zur Pfarrei St. Jakobus ist für Rosa Ma-
ze, deren massive Verzierung bereits Feuer gefan- Zuspruch weiterer Frauen und deren Wunsch, „das ria Hoffmann eng. Mit große Freude ministriert sie
gen hat. Zweimal hat es im vergangenen Jahr an der darf nicht aufhören“, nahm sie sich gerne der Auf- in den Vormittagsgottesdiensten am Mittwoch
Lourdesgrotte gebrannt. Ursache waren jeweils zu gabe an. „Ich war ja seit 2018 zu Hause in Rente und und Freitag. Dabei gilt für sie das gleiche wie bei ih-
eng stehende oder ungeeignete Kerzen. hatte Zeit.“ rem Engagement für die Lourdesgrotte: „Man darf
das nicht als Arbeit sehen, ich mache das gerne, für
Rosa-Maria Hoffmann
ging mit Begeisterung die Muttergottes und die Allgemeinheit. Die Lou-
ans Werk: „Wenn ich rdesgrotte und das Ministrieren gehören jetzt zu
was mach‘, mach ich‘s meinem Rentnerleben.“
g‘scheit.“ Sie kümmert Entstehung der Maiandacht
sich um den Blumen- Zur Geschichte der Maiandachten gibt es nur eine
schmuck, pflegt die mündliche Überlieferung. Zu Beginn des 20. Jahr-
Blumen, die mit den hunderts soll eine Regenstaufer Mutter der Mutter-
Jahreszeiten wechseln, gottes eine tägliche Maiandacht am Schlossberg
putzt die Bänke und versprochen haben, falls diese ihr todkrankes Kind
kehrt die Laubmassen gesund mache. Die Tochter genas. In den frühen
zusammen, die es im Morgenstunden ging die Mutter daher jeden Tag
Herbst in die Felsen- im Mai zur Maiandacht auf den Schlossberg. Bald
schlucht weht. Kurz sollen sie Nachbarinnen begleitet haben. Die Erfül-
vor dem 1. Mai bringt lung dieses Gelübdes setzen die Regenstaufer bis
sie von zu Hause das heute fort. Die Älteren erinnern sich an den Auftrag
warme Wasser mit auf vorhergehender Generationen: „Lasst sie bloß nicht
den Schlossberg und einschlafen, die Maiandacht am Schlossberg.“
wäscht ganz vorsich- Text/Fotos: S. Norgall / Markt Regenstauf
tig die Gipsfigur der
B16 aktuell März 2021 - 7 -